Das eine
stand fest: die Schuhe passten auf keinen Fall zu dem Kleid das sie sich gerade übergezogen hatte. Sie setzte sich
auf die Bettkante und starrte in den, zu beiden Seiten aufgerissenen Kasten. Die
Wäsche quoll aus den Regalen, die Kleiderbügel hingen durcheinander und
durchstachen einige Kleidungsstücke, die in ihrer Grobmaschigkeit einfach
nachgaben und sich von den spitzen Enden der Plastikbügel durchdringen ließen. Ordentlich
war sie, in Ordnung würde sie es bringen, auch den Kleiderschrank, dessen Inhalt
zusehends im Chaos zu versinken drohte, wenn sie nicht vehement dagegen anging.
Was sie sah versetzte sie nicht in Panik. Wie immer hatte sie sich einen Plan
zurechtgelegt, wann und wie sie der Unordnung Herr werden würde. Geplant wurden
das Tun und der Zeitpunkt des Erledigens. Sich daran zu halten war Teil ihrer
Persönlichkeit. Ein innerer Auftrag, der ihr Sicherheit, Überschaubarkeit und
das Erreichen des Ziels versprach, solange sie sich akribisch an ihre Pläne hielt.
Der
Zeitpunkt des Erledigens wurde auf das folgende Wochenende verlegt, denn jetzt sah
ihr Plan anderes für sie vor. Ein Abweichen davon wäre dem Verlauf abträglich
gewesen und hätte letztlich dem Chaos erlaubt, weiter um sich zu greifen. Zu
ihrem Leidwesen beschränkte es sich nicht auf den Kleiderschrank, der plangemäß in einer Woche wieder in Ordnung kam. In der
Unberechenbarkeit des Lebens schlich sich das Chaos unbemerkt in das ihre. Panik
empfand sie keine mehr nachdem sie schließlich einen Plan gefasst hatte.
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