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Mittwoch, 15. Oktober 2014

Textfragment aus Kinder()los! Leseprobe

Das eine stand fest: die Schuhe passten auf keinen Fall zu dem Kleid das sie sich gerade übergezogen hatte. Sie setzte sich auf die Bettkante und starrte in den, zu beiden Seiten aufgerissenen Kasten. Die Wäsche quoll aus den Regalen, die Kleiderbügel hingen durcheinander und durchstachen einige Kleidungsstücke, die in ihrer Grobmaschigkeit einfach nachgaben und sich von den spitzen Enden der Plastikbügel durchdringen ließen. Ordentlich war sie, in Ordnung würde sie es bringen, auch den Kleiderschrank, dessen Inhalt zusehends im Chaos zu versinken drohte, wenn sie nicht vehement dagegen anging. Was sie sah versetzte sie nicht in Panik. Wie immer hatte sie sich einen Plan zurechtgelegt, wann und wie sie der Unordnung Herr werden würde. Geplant wurden das Tun und der Zeitpunkt des Erledigens. Sich daran zu halten war Teil ihrer Persönlichkeit. Ein innerer Auftrag, der ihr Sicherheit, Überschaubarkeit und das Erreichen des Ziels versprach, solange sie sich akribisch an ihre Pläne hielt.

Der Zeitpunkt des Erledigens wurde auf das folgende Wochenende verlegt, denn jetzt sah ihr Plan anderes für sie vor. Ein Abweichen davon wäre dem Verlauf abträglich gewesen und hätte letztlich dem Chaos erlaubt, weiter um sich zu greifen. Zu ihrem Leidwesen beschränkte es sich nicht auf den Kleiderschrank, der plangemäß in einer Woche wieder in Ordnung kam. In der Unberechenbarkeit des Lebens schlich sich das Chaos unbemerkt in das ihre. Panik empfand sie keine mehr nachdem sie schließlich einen Plan gefasst hatte.

Sie atmete ruhig und schlüpfte aus ihren Schuhen, die in ihrer Schlichtheit dem gesamten Ensemble einen biedermännischen Touch verlieh. Bieder war sie, danach aussehen wollte sie diesmal nicht. 

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