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Mittwoch, 12. März 2014

Textfragment Jugend

Vieles, was im Laufe des Lebens auf der Strecke bleibt, bleibt unbemerkt liegen. Mancher Verlust scheint so entbehrlich, dass das Wegfallen an sich mit einer momentanen Leichtigkeit einher geht, die darüber hinweg täuscht, dass überhaupt etwas verloren ging. Über manches Hinauswachsen ist man dankbar, besonders wenn es ohne Anstrengung geschieht und genauso still und heimlich vergeht, wie es gekommen ist. Kein kräftezehrendes Abschütteln, dass die Angst vor dem Eingeholt werden hinterlässt. Manches schleicht sich aus dem Leben und verläuft sich in den Wirren der eigenen Geschichte. Das leichte Gehen lassen macht dafür das Wiederfinden umso schwieriger! Hin und wieder kommt es nämlich vor, dass man genau das braucht, wovon man annahm, dass es noch da sei, um in diesem Moment der Erkenntnis schmerzhaft festzustellen: es ist weg! Man beginnt zu grübeln, wann es zum letzten mal wahrnehmbar war. Wo und wie es verloren ging um schlussendlich, einen Schuldigen zu finden, der sich für die Abwesenheit dessen, wovon man annahm, dass es noch da sei, verantwortlich zeigt. Ich vermisse seit einiger Zeit meine Jugendlichkeit und beim besten Willen - ich kann sie nicht mehr finden! Krampfhaft versuche ich mich daran zu erinnern, wie es war jung zu sein. Wie es sich angefühlt hat dem Leben verantwortungslos die Stirn zu bieten. Wie beeindruckend war die endlose Weite der Welt, in die man,aus dem Elternhaus flüchtend, flüchtete. Noch einmal dem nachzuspüren, was damals so schwer und dank der eigenen Leichtigkeit so leicht zu ertragen war. Nicht zu vergessen der Druck der 1.000 Möglichkeiten die das Wählen fast unmöglich machte. Zu mehr als so zu tun als ob, bin ich nicht im Stande. Mir bleibt der Hauch einer Vorstellung wie es gewesen sein könnte. Gleichzeitig ist all das Empfinden dahin, dessen Intensität mich einst zu Tränen rührte, mich zum Lachen brachte und die Momente der Glückseligkeit zur Ewigkeit anwachsen ließ. Ich habe sie verloren, als die Selbstbestimmtheit und ihre Schwester, die Verantwortung, lockte und mich auf ihre Seite zog. Ich habe den Verlust nicht bemerkt. Der Weg wurde überschaubarer und leichter zu begehen. Die Ziele wurden klarer und mein Wirken nachhaltig spürbarer. Ich habe die Jugend nicht festgehalten, vielmehr bin ich dem Irrtum erlegen, dass sie mir einfach erhalten bleibt. Umso schmerzhafter ist die Erkenntnis, dass sie unwiederbringlich vergangen ist.

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