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Mittwoch, 27. August 2014

Textfragment Frequenz

Was hilft das schönste Wort wenn es keinen anderen Eindruck hinterlässt als Unverständnis über das Gesagte? Was nützen Satzkonstrukte, die in ihrer Komplexität selbst den Verfasser ins Schwitzen bringen? Und wofür sagt man überhaupt etwas, wenn der Erfolg im nicht folgen können des Gegenübers begründet liegt? Ich selbst muss mir diese Kritik gefallen lassen und mir die Frage stellen: Will ich überhaupt etwas sagen oder dient der Ausdruck lediglich der eigenen Beweihräucherung? Ein verbaler Tempel um sich selbst Lob zu preisen ohne etwas anderes erreichen zu wollen als dem pseudointellektuellen Habitus genüge zu tun?

Das Festhalten an der eigenen sprachlichen Egozentrik erklärt das stundenlange Monologisieren, das jedes kommunikative Ereignis unterbindet. Wer es verabsäumt sich in der Sprache des Gegenübers zu versuchen, wird nichts sagen, was der andere zwar hören jedoch kaum erhören wird. Der niedergeschriebene Satz, der sich durch all den nutzlosen, gut klingenden, nichts sagenden Firlefanz überschlägt, erfährt das selbe Schicksal, indem er ungelesen sein Dasein fristet. 

Mit jeder Silbe will ich etwas erreichen. Nicht etwas sondern jemanden. Ein Gegenüber, einen Menschen, der meinen Wunsch nach Ausdruck geweckt hat. Und im Erreichen liegt die Kunst, die keinen Kunstgriff braucht außer die Verständlichkeit. Die kommunikative Sackgasse gilt es zu verlassen, um auf die Spur zu wechseln auf der sich mein Gegenüber befindet. Nicht der andere ist falsch abgebogen - ich war nicht in der Lage, seine Spur zu halten. Schließlich will ich, dass man mir folgt, dass ich folgen kann. Ohne Abstimmung der Sprachwelten wird nichts derartiges stattfinden, sofern nicht zumindest einer Anstrengungen dahin unternimmt und die eigene sprachliche Komfortzone verlässt.

Wer glaubt, hier ist jemand mit Sendungsbewusstsein am Werk, der irrt nicht. Es gibt so viel, dass zwar gesagt und in den zwischenmenschlichen Äther entlassen wird, ohne jedoch auf die Frequenz zu achten, auf der empfanden werden kann. Vieles verhallt und vergilbt, wenig hinterlässt Eindruck. Ich frage mich, was anders wäre, würde mehr  Augenmerk darauf gelegt werden. Ich frage mich, was anders wäre, hätte ich eine sensiblere Antenne für die Frequenz meines Gegenübers.

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