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Mittwoch, 23. April 2014

Textfragment Musik

Vielleicht ist es die Musik, die mich in Schwung versetzt. Der passende Song zum, für mich unsagbar unpassendsten Moment, der Wendungen nicht nur verspricht. Ich fühle den Takt, der meine Glieder durchdringt und mein Herz höher schlagen lässt. Ein Defibrillator, durch den ich wiederauferstehe und mein schockgefrorenes Herz zum Schmelzen bringt. Er schleicht sich mit seinen Schallwellen von allen Seiten an mich an. Ich brauche ihn nicht zu hören um zu wissen, dass er bereits da ist. Die Andeutung einer Gänsehaut ist die Vorankündigung eines "Haare-zu-Berge-Stehens", das nicht lange auf sich warten lässt. Sobald die Gitarre ihre ersten Akkorde in den Raum schmettert ist es um den unpassenden Moment geschehen. Die Musik taktet ihn um und ein, legt ihn über all die rauen Töne, bis sie butterweich all die Türen öffnen, die der Moment für mich unbemerkt offen hält.
Für jede Stimmung eine Stimme, für die Nacht den Abgesang der Vergänglichkeit und der Neuerfindung im großen Finale, dass all die Hoffnung der Welt in sich trägt. Kein Thema bleibt unbehandelt ohne ein Wort zu verlieren. Sprachlos erzählt die Harmonie von Disharmonien, um gänzlich auf die überschminkende Bewertung zu verzichten. Kein Urteil zensiert den Rhythmus und schneidet ihm das Wort ab, wenn er zum Wortführer erkoren wird. Sie trägt sich selbst und all jene, die sich von ihr tragen lassen um sich mit ihr auf- und abzuschwingen. Die Tonleiter lässt jeden Aufstieg zu. Sie braucht kein Wissen und kein Sein. Genügsam folge ich den Melodien um mich in den unzähligen Himmeln wiederzufinden, die für drei, vier Takte meine Heimat werden. Und selbst im Fall trägt der Bass. Das Bodenlose will ich ergründen und erfahren ohne in den Abgrund zu stürzen. Ich hänge gesichert in den Basssträngen die sich durch und durch vernetzen und den tiefen Fall abfedern. Fallen und fliegen ist in der Musik nicht zu unterscheiden denn selbst in der Hölle wartet der musikalische Himmel auf mich.
Was geschieht, geschieht euphorisch, zerstörerisch, wütend, orgastisch und wird zur Beschreibung des inneren Zustandes, der sich einstellt wenn der Takt zum Teil meiner Geschichte wird. Gleichzeitig ist es die Nuance meiner Selbst durch die die neuerlich wahrgenommene Sequenz unverwechselbar zu einem einzigartigen Moment wird. Die Musik muss an mir brechen um durch mich ihr Wirkung entfalten zu können. Sie bleibt wahrnehmbar ein Teil von mir, selbst wenn die Stille meinen inneren Raum befühlt.

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