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Donnerstag, 20. Februar 2014

Textfragment Panik

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Niemand? Ich schon! Mein schwarzer Mann ist weder schwarz noch männlich. Er haust nicht im Keller, er versteckt sich nicht in Kästen oder hinter knarrenden Türen. All der Angstschweiß, den ich im Laufe meiner Kindheit unter Bettdecken verschwitzt habe, ist unterm Strich, nicht mehr als das Feuchte eines Händedrucks, verglichen mit den Sturzbächen, die jedes Stäubchen Make-up mit sich reißen, wenn sich der Bildschirm meines PC aus unerfindlichen Gründen verdunkelt bis er schwarz ist. Der Umgang mit technischen Gerätschaften, egal welcher Art, zählt nicht zu meinen Kernkompetenzen. Im Gegenteil! Meine Angst, geschürt durch Erinnerungen aus den Anfängen des EDV-Zeitalters, wo die bloße Berührung des Magnetstreifens der 8'' Diskette meinen Informatikprofessor zu Schreitiraden animierte, verhindert letztendlich, dass ich meine Fähigkeiten weiterentwickle um den ständig neuen Anforderungen gerecht zu werden. Mein erster Kontakt mit der Wundermaschine Computer hatte zur Folge, dass nach fünf Minuten der Informatikunterricht beendet war, da ich nicht umhin konnte, diese Knöpfe vor mir zu drücken. Zu Zeiten von MS DOS durfte man das nicht! Dieser unwirklichen Sprache nicht mächtig, brachte ich den Schulcomputer zum Absturz und den Professor zur Weißglut. In Polizeiverhörmanier versuchte er herauszufinden, welche unbedachten Befehle dazu führten, dass sich nichts mehr rührte. Seine Verachtung für mich und meine Unbesonnenheit blieben dank des lautstarken und feuchten Ausdrucks von Schimpfworten in meiner Erinnerung. Die Stunde sowie das restliche Schuljahr waren gelaufen, der PC noch 3 Tage außer Betrieb. Nie mehr konnte ich mich angstfrei dem EDV-Kammerl nähern. Der 1000 mal vernommene Satz "Greif nichts an, du machst alles kaputt!" hat sich in meine Gehirnwindungen tätowiert. Heute heißt es: Probieren geht über studieren - du kannst (fast) nichts falsch machen. Die Technik animiert dazu, spielerisch sich mit der Thematik auseinander zu setzten. Touchscreen und Co brauchen keine wirren Befehle von Anwendern, wie ich es einer bin. Dem entgegen steht meine schulische Erziehung, die offensichtlich noch heute Früchte trägt. Ich fasse nichts an, bekomme Panik, wenn ich aus Ermangelung an Handbüchern und Hilfeseiten die wirklich hilfreich sind, Knöpfe ausprobieren muss, um ein Bild hochzuladen! Ich kann nicht schlafen, wenn der ultimativ letzte Termin für das überfällige Update ansteht. Druckerinstallationen werden nur unter Beisein von Kind und Mann durchgeführt, da ich mich in Gesellschaft nicht getraue aus dem Fenster zu springen. Ich speichere nach jeder Textzeile, um im Falle des großen Absturzes zumindest eine geringe Chance zu haben, mein Tagwerk wiederherstellen zu können. Ich kann sagen: ich brauche keine EDV-Schulung - ich habe Therapiebedarf!

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