Dieses Blog durchsuchen

Montag, 3. Februar 2014

Textfragment Konstante

Leben ist ein Unterfangen mit sicherem Ausgang. Ich meine damit nicht die Art wie man lebt sondern die grundsätzliche Existenz von dir, mir und dem Rest der Menschheit. Ich frage mich oft, auf welches Himmelfahrtskommando ich mich hier eingelassen habe. Denn das ist es - egal woran jeder einzelne von uns glaubt. Unser Hier-Sein ist kein Daueraufenthalt bis in alle Ewigkeit. Ich vergesse das nur immer wieder! Ich plane über Jahre, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich fasse Ziele, die sich weit in der Zukunft erfüllen, in der fixen Annahme, dass ich bis dahin noch da bin. Ich vergesse ständig mein eigenes Ableben und verschiebe auf Morgen mit dem Vorsatz, morgen noch da zu sein. Ich frage mich, woher ich diese Gewissheit nehme? Ich frage mich, auf was ich mich hier und jetzt verlasse? Ich verstehe nicht, wie ich so etwas, wie die Sicherheit meine Ablebens zu einem gänzlich unbekannten Zeitpunkt, beiseite schieben kann um so zu tun, als würde der Moment des letzten Atemzuges nie eintreten. Und mir ist klar, dass ich nicht die Einzige bin, die sich dessen entledigt. Ich beobachte, wie sich ein Paar bis aufs Blut bekriegt um mir dann, unabhängig voneinander zu erklären, dass es nur Zeit braucht, um wieder zueinander zu finden. Woher nehmen sie diese Sicherheit, dass sie diese Zeit überhaupt haben? Ich höre, wie sich Menschen seit Jahren über ihre missliche Arbeitssituation beklagen und meinen, wenn sie nur lange genug durchhalten wird sich bestimmt etwas zu ihren Gunsten verändern. Und wieder höre ich lange und denke an die Zeit, die in ihrer eigenen Unendlichkeit inflationär von jedem von uns verwendet und verschwendet wird. Vielleicht ist es auch ganz anders:  Ich überlege, ob der sichere Tod, wie aus einer Gleichung herausgehoben werden kann und somit für die Lösung der Gleichung irrelevant wird? Ist es so klar, dass es für unser Leben überhaupt keine Rolle spielt? Er kann einfach als Konstante gestrichen werden, da er mit der Gleichung nichts zu tun hat. Was in der Gleichung bleibt ist die Variable "Lebenszeit". Nachdem sie variabel ist, könnte ich annehmen, sie sei durch mich beeinflussbar. Nach dem Motto: es liegt an mir zu verlängern und zu verkürzen. Vielleicht liegt darin meine irrige Annahme verborgen, dass es mich übermorgen noch gibt, nachdem ich ja morgen damit beginne, mein Leben zu verlängern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen