Die Einfachheit der Geschichte sagt nichts
über ihre Intensität aus. Manchmal liegt die Spannung gerade in der
Übersichtlichkeit, die dazu einlädt unmittelbar einzusteigen ohne besorgt zu
sein, sich im Wirrwarr der Story zu verlieren. Das Leben unter die Lupe nehmen,
im Kleinen das Große entdecken, das sind Momente, die einen gefangen nehmen
können, sofern man bereits ist, sich emotional dort einzufinden, wo sich das
Leben in einer Schlichtheit regt und sich sukzessive in seiner Mannigfaltigkeit
offenbart. Der Blumenstrauß an Emotionen, der sich in den stillsten Momenten
verbirgt, wird zum Zentrum der Betrachtung, deren Hauptaugenmerkt in der
Nachvollziehbarkeit und weniger in der detailverliebten Darstellung von
Handlungen liegt.
Der magischen Moment, der in der Berührung zweier Hände verborgen liegt, gehört
vermutlich zu diesen Geschichten, die dazu einladen, das Offensichtliche
mitzuerleben, das in der Kleinheit des Habitus ihren Umfang erst durch das
Empfinden offenbart. Diese einfache Geste, der wir uns täglich und zeitlebens bedienen,
ist für mich Sinnbild für das Große, das manchmal gerade in der Flüchtigkeit
und Alltäglichkeit ihren Ausdruck findet. Die Hand, als banalster Hinweis auf
die Geschichten die das Leben schreibt.
Ich beobachte die Hand einer Mutter, wie sie
zärtlich fest die Hand ihres Kindes umfasst. Das behütende „An der Hand führen“
wird zur Seilschaft, aus der heraus sich die Welt offenbart und das Entdecken
derselben zu einem freudvollen, unbeschwerten Unterfangen wird. Aus dem Griff
erwächst die Freiheit, sich in Sicherheit wiegend, die Welt zu erobern.
Ich beobachte die schüchterne Hand der
Liebenden, die Halt und Bestätigung gleichermaßen sucht. Die wage Andeutung der
möglichen und unmöglichen Möglichkeiten, verunsichert durch die eigene
Unsicherheit den eigenen Erwartungen und Bedürfnisse gegenüber, wird das Halten
der Hände zum Versuch eine Antwort auf die Frage „wo führt das hin?“ zu finden
und zu geben.
Ich beobachte den vereinbarenden Handschlag
der erst durch seine Besiegelung Gültigkeit verleiht. Das Wort hält, was durch
die Hand versprochen wird. Gleichzeitig bezeugt sie durch ihren Nachdruck von
Macht und Ohnmacht, vom Nehmen und Geben. Von der Möglichkeit des Ausgleichs
und der Übervorteilung durch den, der die Oberhand behält.
Ich beobachte die schwachen Hände, die einmal
die Welt getragen und im Jetzt, wissend um das vergangene Geschick, einander
die letzte Stütze sind. Die tröstende Hand zum Abschied, die pflegende Hand,
die in ihrer Aufrichtigkeit den Eindruck von Respekt hinterlässt, wird in
diesen oft sprachlosen Momenten der letzte Weg zur Verständigung über das was
war, ist und wird.
Wir legen uns in unsere Hände und lassen sie
unsere Geschichten schreiben. Der Moment der Ergriffenheit liegt manchmal in
der einfachsten Sache der Welt. Im berührt sein durch eine Hand.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen