Manchmal nehme ich auch eine Unsicherheit wahr, die ganze Menschengruppen in eine Aufgeregtheit versetzt, das sich durch hektisches hin und her Eilen, konzentriertes Lesen und permanentes Kontrollieren bemerkbar macht. Die Angst, den Bahnsteig zu verwechseln, treibt den hauptberuflich Introvertierten dazu, wildfremde Menschen um Hilfe zu bitten. Die Vorstellung am falschen Dampfer zu sein,fordert jede Form der Absicherung um nicht gänzlich in Panik zu verfallen. Dafür werden persönliche Vorlieben zur Seite geschoben und Sprachbarrieren überwunden. Jedem hier scheint klar zu sein, dass, sobald sich die falschen Türen hinter einem schließen, das Leben einen gänzlich anderen Verlauf nimmt als geplant. Schließlich ist man ja der Hoffnung erlegen, dass mit dem Zug reisen in einem Zug durchreisen bedeutet. Keine Umwege, keine Staus, kein Verfahren - höchstens das Risiko des falschen Zusteigens. Spätesten nach Sicherstellung, dass man richtig sitzt, stellt sich Erleichterung ein. Das unbefangene, fast reflexhafte Winken aus dem Abteil hat den Charakter einer Stressabbaureaktion nach einer überstandenen, nahezu lebensbedrohlichen Situation.
Immer wieder stehe ich am Bahnhof und frage mich, wann ich wieder Lust habe, in den Zug zu steigen.
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