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Sonntag, 5. Januar 2014

Textfragment Groll

Es zornt in mir. Die Entrüstung entwaffnet meine Selbstbeherrschung und ich bemerke, wie sich mein inneres Poltern seinen Weg nach draußen bahnt. Das Grollen bläht sich auf und materialisiert sich in Wut und Trauer. Es schiebt sich aus der Enge der Magengrube Richtung Herz, das bereits im Adrenalinrausch schlägt. Hektisch versucht der pulsierende Muskel, das letzte Quäntchen Mitgefühlt aufzubringen, das es in seinen Kammern unter Verschluss hält. Mobilisiert entzündet sich das Mitgefühl explosionsartig und verpufft als es merkt, dass es für sich selbst nicht reicht. Das Herz, es schlägt ums Überleben, wissend, dass es dem Grollen nichts als sich selbst entgegenzusetzen hat. Sich für die Selbsterhaltung entschieden, erfolgt ein unkontrollierter Rückzug, der die Resignation als Opfer einfordert. Mit voller Schubkraft voraus zwängt sich das Poltern weiter Richtung Ziel. Direkt in die Enge des Halses. Das Schlucken bewirkt ein Stocken, dass die Halsvene zum Anschwellen bringt und die Luft dünn werden lässt. Der Mangel an Sauerstoff lässt den Kopf das Schlucken vergessen und mit dem letzten Würgen ist das Poltern in meinem Mund. Die Mundhöhle Übervoll mit Bitterkeit schützt noch Freundschaft vor Feindschaft. Die Stimmbänder wärmen sich schwingend auf, um im Ernstfall ihre Elastizität unter Beweis stellen zu können. Nur ein mächtiger Ausdruck ist in der Lage, diese Bitterkeit ein für alle mal zu entfernen und den nötigen Abstand zu gewinnen, um nicht dem Boomerang zum Opfer zu fallen. Kopflos sucht das Gehirn nach der gerade noch passenden Formulierung während sich bereits in der Mundhöhle die Worte ausformulieren, die gesagt werden wollen. Aus der Magengrube mitgebracht zwingt sich ein "Ich Idiot!" brüllend ins Freie.

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